Interview mit Tänzer Emanuel Schonkalla
Seit es den Menschen gibt tanzt er. Tanzen ist sozusagen ein Grundbedürfnis des Menschen. Tanz ist wie Gesang oder auch Sprache ein Ausdruck der Seele.
In der heutigen Zeit in unserer westlichen Welt ist Tanzen höchstens noch eine Freizeitbeschäftigung. Doch es gibt auch jene, die den Tanz zum Beruf machen. Emanuel Schonkalla, 1990 in Hannover geboren, ist einer von ihnen. Ich möchte wissen, wie das genau ist, wenn man mit Tanz sein Geld verdient. Ist es dann noch Ausdruck der Seele? Bleibt die Leidenschaft bestehen? Und wie sieht so ein Tänzeralltag denn wirklich aus?
1. Laura Bünd: Lieber Emanuel, du bist Tänzer, welche Bedeutung hat das Tanzen für dich?
Emanuel Schonkalla: Tanzen hat den Großteil meines Lebens ausgemacht und auch noch heute spielt es beruflich (als Lehrer) eine Rolle für mich.
Doch sobald man Tanz mit "Geld verdienen" verbindet, so finde ich, verliert es an Unbeschwertheit. Hobbytänzer können den Tanz freier angehen, als ich es je konnte.
2. LB: In unseren Breitengraden kommt es nicht so oft vor, dass sich Männer fürs Tanzen interessieren. Wie bist du dazu gekommen?
ES: Das war Zufall. Während meine Schwester Ballettunterricht hatte, saß ich in der Kantine und habe Hausaufgaben gemacht. Eines Tages wurde ich dort angesprochen von der Lehrerin, ob ich nicht mitmachen wolle. Nach wie vor bin ich sehr schlecht im Neinsagen.
3. LB: Wie ich herausgefunden habe, hast du deine Ausbildung beim John Neumeier Ballett in Hamburg absolviert. Wie gestaltet sich so der Alltag eines Ballettschülers?
ES: Man hat quasi bereits mit 11 Jahren einen Dienstplan eines Erwachsenen, denn Schule und Ballettschule zählen äquivalent.
Morgens Schule, mittags bis abends Balletschule, und das jeden Tag.
4. LB: Gab es ein Fach das dir besonders gut gefallen hat? Oder eine Lehrperson, die dich nachhaltig inspiriert hat?
ES: Ja, auf jeden Fall der Variationsunterricht bei Loyd Riggings (erster Solist).
Wir hatten zwar nicht oft Unterricht, aber er war immer sehr nett zu mir.
Auch nach meiner Abschlussprüfung fand er tolle Worte.
Das behalte ich in guter Erinnerung!
5. LB: Was sagst du zu den folgenden Klischees übers Ballett?
a. Alle Ballerinas sind magersüchtig
b. Alle Balletttänzer sind schwul
c. Der Weg eines Tänzers/einer Tänzerin ist hart, die Konkurrenz gross und mit 30 hat man ausgedient
ES: Heikles Thema !
Ich finde bei Gerüchten liegt die Wahrheit oft irgendwo in der Mitte.
Pauschalisieren sollte man aber bitte nichts.
Das gilt ebenso für die Gerüchte, die über Zahnmediziner im Umlauf sind:
- Zahnarzt-Vater - "Praxis soll weitergeführt werden"
- familiäre Finanzspritzen
- Bruder, Freund / Freundin ist/sind Zahntechniker
- eine Kombination aus den 3 Punkten
6. LB: Welcher Tanzstil tanzt du am liebsten?
ES: Im Moment macht mir das Unterrichten Spaß, und es hilft mir auch für mein jetziges Studium, vorne zu stehen, Verantwortung zu übernehmen. Später werde ich auch ganz eigenständig arbeiten.
7. LB: Welches deiner bisherigen Engagements ist dir in spezieller Erinnerung und weshalb?
ES: Ich glaube ich habe von jedem Ort was Positives und Negatives mitgenommen.
und ich glaube es ist wie in der Chemie: beides zusammen ergibt ein Produkt: Ich bin heute zufrieden.
8. LB: Du hast mir verraten, dass du zur Zeit Zahnmedizin studierst. Wie kam es zu dieser 180° Wende? Oder hat Zahnmedizin doch etwas mit Tanzen zu tun?
ES: Ich kann nicht mehr zählen, wie oft ich das schon gefragt wurde.
Ja, es stimmt, es ist schon außergewöhnlich. Ich kenne auch keinen anderen professionellen Tänzer, der jetzt Zahnmedizin studiert.
Also für mich scheint es als die perfekte Kombination zwischen Kunst, Kreativtät und dem medizinischem Sektor. Und auch als Kind wollte ich Zahnarzt werden.
Was viele übrigens nicht wissen: Das Zahnmedizinstudium ist im vorklinischen Teil sehr ähnlich zum Medizinstudium. Wir belegen viele Kurse auch gemeinsamen und haben dieselben Professoren. Wir lernen weit mehr, als man denken mag.
Physik, Chemie, Biochemie, Anatomie, Physiologie, Terminologie, Werkstoffkunde und Zahntechnische Propädeutik, um einige Beispiele zu nennen.
Da das Studium so breit gefächert ist und man Einblicke in verschiedene "Welten" bekommt, erschien mir das Studium schon immer besonders.
9. LB: Möchtest du das Tanzen vollkommen aufgeben oder kannst du die beiden Berufe irgendwie verbinden?
ES: Auf der Bühne sehe ich mich im Moment nicht; das Zahnmedizinstudium ist zusammen mit dem Tiermedizinstudium das zeitintensivste im Medizinbereich. Aber das Unterrichten verbindet mich nach wie vor dem Tanz.
10. LB: Was sind deine Wünsche / Ziele für das 2017?
ES: Für 2017 hoffe ich vor allem, dass ich durch das zweite und dritte Semester komme.
Das Studium in der Regelstudienzeit abzuschließen ist mein Ziel für die Zukunft.
11. LB: Zum Abschluss noch dies, was würdest du einem jungen Mädchen / einem jungen Knaben raten, das / der gerne Balletttänzer/in werden möchte?
ES: Ich rate vollstens dazu es zu probieren, aber man sollte es nur professionell anbahnen, wenn man die höchste Motivation dazu hat. Wenn man dann noch mit einer Prise Talent gesegnet ist, würde ich eine bekannte Ballettschule (z.B. John Neumeier) empfehlen. Dort kann man jährlich an einer Aufnahme-Prüfung teilnehmen.
Vielen Dank für das Interview, ich hoffe wir sehen uns bald wieder.
Ich danke dir ganz herzlich für dieses offene Gespräch, lieber Emanuel. Für deine Zukunft wünsche ich dir, dass sich deine Wünsche erfüllen und du deine Ziele erreichst und weiterhin Spass beim Tanzen hast. Wer weiss, vielleicht tanzen wir mal gemeinsam?
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